Boat Anchor



Es gibt unter Technikfreaks und Funkamateuren viele, die alte Funkgeräte sammeln, vielfach aus Militär- und Behördenbeständen. Bis in die 1970er Jahre haben Funkamateure gerne auf solche Geräte zurückgegriffen, da sie robuste Technik für den kostengünstigen Einstieg in den Funk boten. Allerdings waren oft Modifikationen für den zivilen Gebrauch notwendig.
Die Geräte waren wegen ihrer Robustheit aber auch recht schwergewichtig. Deshalb werden sie im anglophonen Bereich gerne als „Boat" Anchor bezeichnet.



Wenn man sich anpasst, ist man nie allein, deshalb hab auch ich mich in eingereiht in die Gruppe der Sammler, angefangen in den 1960ern mit dem WW2-Empfänger BC603 der US-Army, angeboten von der Firma Völkner  aus Braunschweig, die nicht mehr existiert. Schaltbild und Umbauanleitung.

Um 1970 war ich Funker in einem Fernmeldebataillon. In der Spezialgrundausbildung war Tastfunk (Morsen) noch obligatorisch, obwohl schon damals eine aussterbende Spezies. Für den Einsatz gab es aber nur noch zwei
Tastfunktrupps, als Ersatz für rückwärtige Verbindungen, falls die sonst übliche Funkfernschreibverbindung ausfällt. Die Tastfunktrupps  waren ausgerüstet mit GRC9/LV80. Attraktiv waren diese Trupps während Übungen, weil mit ihnen auf 6090 kHz Radio Luxemburg zu hören war. Diesen Rundfunksender gibt es leider in dieser Form nicht mehr. Den Kurbelgenerator und das Messgerät hab ich nie im Einsatz gesehen.

Die Standardtrupps für Sprechfunk waren ausgerüstet mit SEM25, angeschafft habe ich mir aber die „tragbare" Version SEM35. In Norddeutschland konnte mit diesen Geräten der Fernsehton auf 53,75 MHz empfangen werden (Truppenunterhaltung).

Als Handfunke gab es damals das PRC 6/6, ausgerüstet wie GRC9 nur mit Röhren. Es wurde aber nur einmal zum Spaß ausprobiert. Produktion ca. 1960.

Die letzte Anschaffung war der Empfänger ELK639 von Telefunken, Baujahr ca. 1970. Er ist interessant wegen der damals neuen durchgehenden Verwendung von Transistoren und wegen der vielen Knöpfe und Schalter.